Lösungsorientierung
Definition
In der lösungsorientierten Beratung geht der Fokus umgehend auf mögliche Lösungen, anstatt sich mit dem Ergründen des Problems zu beschäftigen. Es werden nicht die Ursachen (von Problemen, Konflikten, Störungen) analysiert. Von zentralem Interesse ist, wie eine mögliche Lösung oder ein Ziel aussehen könnte.
Herkunft
Steve de Shazer und seine Frau Insoo Kim Berg sind die Begründer des lösungsorientierten Modells, welches über praktische Erfahrung und Beobachtungen ihrer Klientel entstanden ist.
Haltung
Eine lösungsorientierte Haltung ist geprägt durch:
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Authentizität -
Einfache Sprache -
Empathie -
Fragen -
Interesse -
Ja-Haltung -
Komplimente -
Lösungssprache -
Neugier -
Nicht-Wissen -
Ressourcenfokus -
Transparenz -
Wertschätzung -
Zielorientierung -
Zuhören -
Zusammenfassen
Lehrsätze
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Klienten sind Experten ihres Lebens. Sie wissen am besten, wie sie ihr Leben bislang erfolgreich gemeistert haben. Und wenn sie im Augenblick einen Gesprächspartner suchen, um mit ihm zusammen etwas zu klären, dann spricht das ebenfalls für Lebensexpertise. -
Klienten verfügen über vielfältige Ressourcen. Das sind Fähigkeiten, Fertigkeiten, Anlagen, Erfahrungen, Einstellungen, Ziele, Beziehungen usw., um das Leben zu gestalten. Klienten haben diese im Moment vielleicht etwas aus den Augen verloren, können aber im Gespräch mit dem Berater wieder den Zugang gewinnen bzw. sie durch neue Erfahrungen und Training aktivieren. -
Probleme sind etwas Normales. Sie gehören zum menschlichen Leben und kennzeichnen Übergänge, wenn man lernen möchte/muss, mit Situationen bzw. Herausforderungen anders umzugehen. Probleme lassen sich insofern als Vorboten von Neuem verstehen. -
Probleme sind nicht die ganze Zeit existent. Es gibt immer auch Ausnahmen, d.h. Zeiten, in denen sie Klienten weniger bis fast gar nicht beeinträchtigen. -
Lösung heisst, das, was funktioniert, häufiger zu tun. Und Funktionierendes kann man z. B. in den »Ausnahmen« entdecken. Analog gilt: Wenn etwas nicht funktioniert, sollte man etwas anderes probieren. -
Lösung wirkt selbstverstärkend. Aus einem ersten Mehr von dem, was funktioniert, resultiert meist ein sich selbst verstärkender Entwicklungsprozess, und Klienten können sich wieder aus der Beratung verabschieden. -
Berater erweitern die Optionen. Sie unterstützen Klienten darin, ihr Ressourcenpotential insgesamt zu sehen und autonom zu nutzen. -
Berater sind Bewunderer von Autonomie. Sie nehmen Klienten in dieser Autonomie voller Respekt und Wertschätzung wahr.
Grundprinzipien
Eine lösungsfokussierte Beratungsperson geht davon aus, dass Ratsuchende allein durch spezifische Gesprächs- und Fragetechniken gestärkt werden können. Die Grundannahmen des lösungsorientierten Modells sind:
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Lösung und Problem sind voneinander unabhängig. -
Es ist günstig, wenn die Klientin/der Klient die Lösung selbstständig findet und entdeckt. -
Eine Person trägt alle Ressourcen in sich, um das Problem zu lösen.
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Repariere nicht, was nicht kaputt ist! -
Finde heraus, was gut funktioniert und passt – und tu mehr davon! -
Wenn etwas trotz vieler Anstrengungen nicht gut genug funktioniert oder nicht passt – dann höre damit auf und versuche etwas anderes!
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Man muss das Problem nicht kennen, um eine Lösung zu finden. -
Das Gegenüber weiss am besten, was es in einer Beratung will und wann sie beendet ist. -
Das Wichtigste ist, herauszufinden, was das Gegenüber will und es darin zu unterstützen. -
Die meisten Therapeut/innen und Berater/innen versuchen, zwischen den Zeilen zu lesen, aber dort steht nichts.
Annahmen
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Probleme sind Herausforderungen, die jeder Mensch auf seine persönliche Art zu bewältigen sucht. -
Wir gehen davon aus, dass alle Menschen ihrem Leben einen positiven Sinn geben wollen und dass die nötigen Ressourcen dazu vorhanden sind. In eigener Sache sind wir alle kundig und kompetent. -
Es ist hilfreich und nützlich, dem Gegenüber sorgfältig zuzuhören und ernst zu nehmen, was er/sie sagt. -
Wer sich am Gelingen und an den nächsten kleinen Schritten orientiert, findet eher einen Weg. -
Nichts ist immer gleich, Ausnahmen deuten auf Lösungen hin. -
Menschen beeinflussen sich gegenseitig. Sie kooperieren und entwickeln sich eher und leichter in einem Umfeld, das ihre Stärken und Fähigkeiten unterstützt. -
Jede Reaktion ist eine Form von Kooperation, Widerstand auch.
Einfachheit
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Lösungen statt Probleme: Nicht das Problemverständnis vertiefen, sondern erkunden, wie es ist, wenn es besser ist. -
Interaktion statt isolierter Individualität: Unser Verhalten entwickelt sich in der Interaktion mit anderen. In der lösungsfokussierten Arbeit wird nicht über Meinungen, Glaubenssätze oder Werte diskutiert, sondern über beobachtbares Handeln. -
Beachte und nutze das, was da ist - nicht das Fehlende: Nicht die Lücke zwischen "Ist" und "Soll" ermitteln, sondern das, was - wenn auch nur selten - heute bereits etwas besser ist. -
Die Chancen im Gestern, Heute und Morgen sehen: Chancen in der Zukunft und im Heute zu überlegen, ist ein vertrauter Gedanke. Eher unüblich ist es, auch im "Gestern" bewusst das zu erkunden, was sich früher bereits als Chance zeigte - um auch das zu nutzen. -
Einfache Sprache: Statt langer, komplizierter, abstrakter und beeindruckend klingender Worte einfache Alltagsworte benutzen. -
Jede Situation als speziell sehen - keine schlecht passende allgemeine Theorie darüber stülpen: Sich offen und neugierig sich jedes Mal von neuem positiv überraschen lassen.